Grammophonesk scheppernder Swing – rotzig und musikalisch 1a kunstvoll geschrammelt, geknarzt, getrötet und gegrowlt. Und zwar auf deutsch. Das ist wieder Jazzmusik, zu der die Arbeiterklasse mit der Kulturelite eine flotte Sohle auf's Parkett legen kann. Hier besinnt man sich darauf zurück, was Swing eigentlich sein sollte: tanzbar, geradeheraus und unterhaltsam. Mischt man nun noch eine gehörige Portion Straßenkötercharme, Ballhausatmosphäre, Garagenbandattitüde und musikalische Unverfrorenheit bei, kann man sich ganz gut vorstellen wie Whiskydenker klingen. «Die ham dit jewisse avec» könnte der Berliner sagen. Und das kommt nicht von ungefähr, sondern von 4 Musikern, die sehr häufig wissen was sie tun und dies dazu ausgefallen instrumentieren: Gesang und Trompete, Banjo, Schlagwerk – und der Bass bläst aus dem Tubax, einem monströsen Bastard aus Saxophon und Tuba.
Die Whiskydenker präsentierten sich als jazzhandwerkliche Meister, die es verstehen, neben guter Musik auch eine gehörige Portion Humor auf die Bühne zu bringen. Besonders Flo Wehse erwies sich als echter Entertainer mit Herz und Schnauze, der – abgesehen von der Musik – offenbar nichts und niemanden so richtig ernst nimmt.
Die Band erscheint wie ein Filter, der alle möglichen Einflüsse in sich aufgenommen hat, und sie, nach einer gründlichen Wiederaufbereitung, zur Weiterverwendung ausspuckt. Da sind Schnittmengen mit zeitgemäßen Bands und Stückeschreibern, gleichzeitig aber auch der Rückgriff auf traditionelle Jazzspielarten und die vielen lustig-(w)irren Textpassagen, die oft ein wenig an die Überväter der Berliner Anarcho-Kabarettisten-Szene „Insterburg & Co“ erinnern.
– Hans Kraus, Rheinpfalz –
Die "Dixie Wankers" waren ein wildes Kollektiv Berliner Jazzmusiker, die ihre Leidenschaft für Dixieland und Swing bei Straßenmusik auslebten. Auf der Suche nach einem eigenständigen Klang begründeten sich daraus später die Whiskydenker. Viele der damals auf der Straße gespielten Lieder sind auf der neuen Platte der Gassenhauer zu hören. Marlene Dietrichs „Ich bin von Kopf bis Fuss auf Liebe eingestellt“, Zara Leanders „Kann denn Liebe Sünde sein“ oder „Ich wär so gern wie du“ aus dem Jungelbuch. Dazu aktuelle Eigenkompositionen wie „Gassenhauer“, „Grüne Trauben“ oder „Kater Hilde“, die von dieser Suche nach sich selbst handeln. Für "Galgenbruders Lied an Sophie, die Henkersmaid“ wurde ein Text des Dichters Christian Morgenstern vertont.
Auf ihrem neuen Album WIR BLEIBEN HIER singen die WHISKYDENKER rauchige Chansons in deutscher Sprache mit einer Prise Tom Waits und viel Swing. Ein feucht-fröhlicher Abgesang auf die Schwierigkeiten des Lebens und Liebens. Und dazu tanzt Balu der Bär mit Hilde Knef den Lindy Hop.
Der Jazztrompeter Florian Wehse entdeckte vor einigen Jahren auf dem Speicher seines Opas ein vergilbtes Buch mit fast vergessenen deutschen Übersetzungen alter Swing-Songs. Auf »Ballhaus Miezen« finden sich vier Songs aus dem besagten Buch: »Heute geht mir alles schief«, »Ist Dein kleines Herz noch für mich frei?«, »Mädchenherzen« und »So fängt die Liebe an«. »Musik! Musik! Musik!« ist ein Berliner Musical-Schlager der 1940er Jahre, bekannt geworden als Titelmusik der Muppet Show, »Gisela« eine Hommage an eine der wichtigsten Berliner Schlagerbands der 1950er Jahre, die »3 Travellers«. Mit »Sei mal verliebt« verneigen sich die Whiskydenker vor Florians Gesangsvorbild Hildegard Knef (neben Lemmy Kilmister natürlich). Es ist Knefs Übersetzung des Cole Porter-Klassikers »Let's do it (let's fall in love)«. »Ballhaus Miezen«, »Tina«, »Margarete« und »Ouvertüre« sind Eigenkompositionen, entstanden in den wilden Zeiten, als Florian mit einer obskuren Musikantentruppe namens »Dixie Wankers« wöchentlich im Berliner Techno-Club »Kater Holzig« auftrat. Mit »Ain't Misbehavin'« zeigen die Whiskydenker (manche behaupten: vergeblich – wir nicht!), dass Banjo auch schön klingen könnte wenn es nur wollte.
Ein so gut produziertes, vielschichtiges, lustiges und tanzbares Jazzalbum wie »Ballhausmiezen« hat es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben, seit den letzten Versuchen der Hamburger Old Merry Tale Jazzband und der Berliner Spree City Stompers. – Andreas Michalke / Jungle World
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